Herzmotive



Amors Pfeil

Amors Pfeil hat Widerspitzen,
wen er traf, der lass ihn sitzen
und erduld ein wenig Schmerz!
Wer geprüften Rat verachte
und ihn auszureißen trachtet,
der zerfleischet ganz sein Herz.

Gottfried August Bürger


Die Post

Von der Straße her ein Posthorn klingt.
Was hat es, dass es so hoch aufspringt,
Mein Herz?

Die Post bringt keinen Brief für dich.
Was drängst du denn so wunderlich,
Mein Herz?

Nun ja, die Post kommt aus der Stadt,
Wo ich ein liebes Liebchen hatt',
Mein Herz!

Willst wohl einmal hinübersehn
Und fragen, wie es dort mag gehn,
Mein Herz?

Wilhelm Müller


Das liebende Herz

Die Stunden entweichen,
Die Blumen verblühn,
Die Farben erbleichen,
Die Flammen verglühn.

Nur Eins kann nicht sterben:
Das liebende Herz
Muss ewiglich werben
Um Lust und um Schmerz;

Wär Einer der Bronnen
Nur offen ihm je,
Die höchste der Wonnen,
Das glühendste Weh:

Dann müsst auch ersterben
Das liebende Herz:
Denn Lieben ist werben
Um Lust und um Schmerz.

Johann Christoph Biernatzki


Stille Sicherheit

Horch, wie still es wird im dunklen Hain,
Mädchen, wir sind sicher und allein.

Still versäuselt hier am Wiesenhang
Schon der Abendglocke müder Klang.

Auf den Blumen, die sich dir verneigt,
Schlief das letzte Lüftchen ein und schweigt.

Sagen darf ich dir, wir sind allein,
Dass mein Herz ist ewig, ewig dein!

Nicolaus Lenau


O glücklich, wer ein Herz gefunden

O glücklich, wer ein Herz gefunden,
Das nur in Liebe denkt und sinnt,
Und mit der Liebe treu verbunden
Sein schönres Leben erst beginnt.
Wo liebend sich zwei Herzen einen,
Nur eins zu sein in Freud' und Leid,
Da muss des Himmels Sonne scheinen
Und heiter lächeln jede Zeit.
Die Liebe, nur die Lieb' ist Leben;
Kannst du dein Herz der Liebe weihn,
So hat dir Gott genug gegeben,
Heil dir! Die ganze Welt ist dein!

Hoffmann von Fallersleben


Komm, wir wandeln zusammen im Mondschein

Komm wir wandeln zusammen im Mondschein!
So zaubrisch glänzt jedes Blatt,
Vielleicht stehet auf einem geschrieben,
Wie lieb mein Herz dich hat.

Komm, wir wandeln zusammen im Mondschein!
Der Mond strahlt aus Wellen bewegt,
Vielleicht dass du ahnst, wie selig
Mein Herz dein Bildnis hegt.

Komm, wir wandeln zusammen im Mondschein!
Der Mond will ein königlich Kleid
Aus goldnen Strahlen dir weben,
Dass du wandelst in Herrlichkeit!

Peter Cornelius


Nur liebend ist dein Herz ein Herz

Was ist die Welt, wenn sie mit dir
Durch Liebe nicht verbunden?
Was ist die Welt, wenn du in ihr
Nicht Liebe hast gefunden?

Verklage nicht in deinem Schmerz
Des Herzens schönste Triebe!
Nur liebend ist dein Herz ein Herz,
Was ist es ohne Liebe?

Wenn du die Liebe nicht gewannst,
Wie kannst du es ermessen,
Ob du ein Glück gewinnen kannst,
Ob du ein Glück besessen?

Hoffmann von Fallersleben


Unruhige Nacht

Heut ward mir bis zum jungen Tag
Der Schlummer abgebrochen,
Im Herzen ging es Schlag auf Schlag
Mit Hämmern und mit Pochen.

Als trieb' sich eine Bubenschar
Wild um in beiden Kammern,
Gewährt hat, bis es Morgen war
Das klopfen und das Hammern.

Nun weist es sich bei Tagesschein,
Was drin geschafft die Rangen:
Sie haben mir im Herzensschrein
Dein Bildnis aufgehangen!

Konrad Ferdinand Meyer


Ich hab ein treues Herz gefunden

Ich hab ein treues Herz gefunden,
So wird auch treu das Glück mir sein,
In guten und in bösen Stunden
War ich mit Lust und Schmerz allein.
Jetzt wird dein liebes, stilles Walten,
Mein Morgen- und mein Abendstern, -
In Haus und Herz den Frieden halten,
Der lang dem Sehnenden so fern.

Der süße Zauber deiner Nähe
Schafft mir ein gegenwärtig Glück,
Daß ich nicht in die Ferne spähe,
Und nicht voraus und nicht zurück,
Daß sich das Herz mit düsterm Trauern
Nicht in vergangnen Träumen wiegt,
Wo hinter den versunknen Mauern
Manch eingeäschert Eden liegt.

Die Rosen flecht ich in die Myrten,
Und doppelt duftig wird ihr Glanz!
Da winkt dem Herzen, dem verirrten
Der Liebe nimmer welker Kranz!
Ein ewiger Zauber hält's gebunden,
Es kehrt zu ihm der Frieden ein!
Ich hab ein treues Herz gefunden,
So wird auch treu das Glück mir sein.

Rudolf von Gottschall


Getrost

Nein, mein Herz, so sollst du dich nicht plagen,
Sei getrost und sie die Schöne an,
Wie sie kinderfröhlich lachen kann,
Und sie hat wohl auch ein Leid zu tragen.

Doch sie ist zu stolz und stark zu klagen,
Nur ihr Blick verkündet dann und wann,
Daß sie weiß, was Leid ist. Doch in Bann
Läßt sie sich von Kümmernis nicht schlagen.

Willst du, Herz, dich liebend zu ihr wenden,
Sollst du heiter sein, wie sie es ist,
Klar und lauter, stolz und stark. Erhebe
Dich ins Reine zu der Reinen: lebe,
Lebe auf, daß du ihr würdig bist,
Und es wird die Zeit des Jammers enden.

Otto Julius Bierbaum


Der Kristall

Hab einen Kristall mir gefunden.
Wie Frauen zum Spiegel sich biegen
Und über den Spiegeln gern liegen,
Entfliegen mir schauend die Stunden.
Seh in dem Kristall alle Zeiten,
Das Leben in Meilen und Breiten.
Kristall ist mein Herz, das sich klärte
Durch Liebe, die blind in ihm gärte.

Max Dauthendey


Der Königin

Du stille, liebliche Gestalt,
Du rührend junges Leben!
Wer hat so frühe die Gewalt,
Dir über mich gegeben!

Nimmst ein mein Herz als Königin,
Es läuten alle Glocken
Und selig wogt's und strömt's dahin,
Der Herrin zu frohlocken.

Johann Georg Fischer


Der Entherzte

Wohlgerüstet war ich kommen:
Siegesgewiß, doch wie zum Scherz
Hat ein Blick mein Herz genommen -
Wer kann kämpfen ohne Herz?

So vom Augenblick - geschlagen
Kniet' ich Armer vor ihr hin,
Hatt' kein Herz nun, ihr zu sagen,
Daß ich ihr Entherzter bin.

Joseph Freiherr von Eichendorff


Mein Herz ist wie die dunkle Nacht

Mein Herz ist wie die dunkle Nacht,
Wenn alle Wipfel rauschen;
Da steigt der Mond in voller Pracht
Aus Wolken sacht -
Und sieh, der Wald verstummt in tiefem Lauschen.

Der Mond, der helle Mond bist du:
Aus deiner Liebesfülle
Wirf einen, einen Blick mir zu
Voll Himmelsruh' -
Und sieh, die ungestüme Herz wird stille.

Emanuel Geibel


Lieb' und Lieblichkeit

Lieb' und Lieblichkeit umfächeln
Deine Stirne voll Verstand;
Ganz bezwingt mich dieses Lächeln
Diese schöne, weiche Hand!

Deine Hand in meine flechten
Durft' ich, was ich längst erbat:
Stets gehört zu deinen Knechten,
Wer ans Herz gedrückt sie hat!

Schlag, o Herz, entgegen zucke
Einer Hand so voll und weich:
Ach, in jenem Händedrucke
Lag ein ganzes Himmelreich!

Ach, es tun sich immer wieder
Meinem innern Auge kund
Diese Hände, diese Glieder,
Dieses Lächeln, dieser Mund.

Ewig werd' ich dich vermissen,
Ewig fehlst du meinem Glück:
Die du ganz an dich gerissen,
Meine Seele gib zurück.

Graf August von Platen


Wenn die Reb' im Safte schwillt

Wenn die Reb' im Safte schwillt,
Kommt die Schwalbe geflogen,
Wenn das Aug' in Tränen quillt,
Kommt die Lieb gezogen.

Blume, Laub und weiße Blüt'
Muß sich rasch entfalten.
Schwarzbraun Kind, dein Herz behüt',
Wirst es nicht behalten.

Emanuel Geibel