Treue
Wer treulich liebt
Wer treulich liebt, ist nicht verlassen,
Sei er auch einsam und allein;
Es wird ihn alles lind umfassen,
Es will ihm alles Bote sein.
Die Täler blühn, die Wipfel klingen,
Die Auen grüßen, wo er zieht;
Und manche trauten Orte singen
Von Liebe ihm ein heimlich Lied.
Und wo er wandelt auf den Wegen,
Lauscht seinem Wunsch das stille Land
Und bringet Blumen ihm entgegen
Zu einem süßen Liebespfand.
Und Vögel tragen seine Lieder
Auf ihren muntern Schwingen fort,
Und seine Grüße hallen wieder
Zum fernen Lieb von Ort zu Ort.
Und Windeswehn und Waldesrauschen,
Die bringen tausend Küsse mit;
So kann er Liebeskunde tauschen
In weiter Welt auf jeden Schritt.
Und selbst des Himmels goldne Sterne
Sind seiner Liebe zugetan
Und ziehen in die dunkle Ferne
Von Herz zu Herzen lichte Bahn.
Und alles will ihn lind umfassen,
Und alles will ihm Bote sein -
Wer treulich liebt, ist nicht verlassen,
Sei er auch einsam und allein.
Ludwig Pfau
Triolett
Keine Lust ohn' treues Lieben,
Rufen in mir alle Stimmen;
In den Sternen seh' ich's flimmen,
Keine Lust ohn' treues Lieben;
In den Lüften rauscht's, den linden,
Auch die Blumen müssen's künden,
Und in Wolken steht's geschrieben,
Keine Lust ohn' treues Lieben.
Karl Foerster
Wenn ich nichts mehr habe
Wenn ich nichts mehr habe,
Nichts auf dieser Welt,
Bleibt mir eine Himmelsgabe,
Die mich aufrecht hält,
Wenn ich nichts mehr habe.
Wenn ich nichts mehr habe,
Eins noch ist mein Teil:
Treue Liebe bis zum Grabe
Bleibt mein Trost, mein Heil,
Wenn ich nichts mehr habe.
Hoffmann von Fallersleben
Wie dir, so mir
Wie dir geschah, so sollst auch mit geschehen,
Nur wo du hinkamst, will ich auch hingehn:
Ich will ins Licht nur, wirst im licht du sein,
Bist du in Nacht, so will ich in die Nacht,
Bist du in Pein, so will ich in die Pein.
Von dir getrennt hab ich mich nie gedacht,
Zu dir, zu dir will ich allein, allein!
Justinus Kerner
Es gehen zwei treue Herzen
Es gehn zwei treue Herzen
In Liebe stillbewusst
Als wie zwei Stern' am Himmel,
Zwei Tropfen in der Brust;
Als wir an einem Zweige
Zwei Rosen in der Blüt',
Zwei Tränen in den Augen,
Zwei Seufzer im Gemüt, -
Zwei Töne eines Liedes,
Zwei Wellen auch des Rheins: -
Wie oft getrennt, sie fließen
Doch wieder Eins in Eins.
Georg Scheurlin
Dauer im Glück
So wie ich süß dich umfange
Im liebend mutigen Zagen, -
O sprich, Geliebter, wie lange
Sich selige Herzen tragen?
Geliebte, und wolltest du zählen
Die Pulse der trägen Zeit?
Es messen liebende Seelen
An Sternen die Ewigkeit. -
Auch Sterne - sie glühten und sanken!
Nicht fern in dämmernden Räumen, -
O lass den ew'gen Gedanken
Auf deinen Lippen mich träumen.
Ein Frühling knospender Triebe
Umschauert mich benedeit:
Im Kuss unendlicher Liebe
Blühn Himmel und Ewigkeit.
Georg Scheurlin
Treu Gedenken
Wenn ich an dich gedenke
Bei stiller Nacht allein,
Das geht mir durch die Seele
Wie lichter Mondenschein;
Das geht mit durch die Seele
Wie lieblich Harfenspiel;
Mir ist, ich hatte nimmer
Der Freuden also viel.
Mein Herz ist wie ein Ringlein
Von eitel güldnem Glast;
Du bist die klare Perle
Und bist darein gefasst.
So wie die Perl im Golde,
So funkelst du darin,
Und trägst auch mich beschlossen
So fest in deinem Sinn.
O dank dir's Gott, Herzliebster,
Viel tausend, tausendmal,
So viel als Veilchen blühen,
Zu Ostern tief im Tal!
So viel als Veilchen blühen,
So oft gedenk ich dein;
Das geht mir durch die Seele,
Wie lichter Mondenschein.
Emanuel Geibel
Sicheres Glück
Das, Liebste, dünkt der beste Teil
Von unserm Glück mich allezeit,
Der Anker das, dran unser Heil
Gegründet liegt für Ewigkeit!
Dass, ob wir brennen noch so heiß,
Und ob wir lieben uns noch sehr,
Doch jeder fühlt, doch jeder weiß,
Es liebt der andre ihn noch mehr.
Robert Prutz
An die große Glocke hängen
An die große Glocke hängen
Will ich meine Liebe nicht,
Dass man auf des Marktes Gängen
Nicht von meiner Liebe spricht.
Doch von Blumenglocken sage
Schweigsam duftiges Geläut',
Dass ich dich im Herzen trage
Immer, ewig so wie heut'.
Peter Cornelius
Kornblumen flecht ich dir zum Kranz
Kornblumen flecht ich dir zum Kranz
Ins blonde Lockenhaar;
Wie leuchtet doch der blaue Glanz
Auf goldnem Grund so klar.
Der blaue Kranz ist meine Lust,
Er sagt mir stets aufs neu,
Wohl keine sei in tiefster Brust
Wie du, mein Kind, so treu.
Auch mahnt sein Himmelblau zugleich
Mich heimlich süßer Art,
Dass mir ein ganzes Himmelreich
In deiner Liebe ward.
Emanuel Geibel
Wenn du ein Herz gefunden
Wenn du ein Herz gefunden,
Das treu es mit dir meint:
In gut und bösen Stunden
Bleib eng mit ihm vereint.
Hörst du's an deinem schlagen,
Nichts Schönres hast du je,
Auf Händen musst du's tragen,
Und nimmer tu ihm weh.
Heut darfst du's dein noch nennen,
Was du in ihm umfasst -
Willst du's zu spät erkennen,
Was du verloren hast?
Albert Traeger
Zuversicht
Dich zu lieben, das wird Ruhe sein,
Hand in Hand, getrost und ohne Bangen;
Kein Verzagen -: Glauben; kein Verlangen -:
Frucht und Friede, Freiheit und Verein.
Aber Lust wird in der Ruhe sein
Sommerlust, ein Schauen und Genießen,
Jene Lust der windbewegten Wiesen,
Die voll Blumen sind und still gedeihn.
Otto Julius Bierbaum
Liebesabschluss
Ich hab' ein treues Herz gefunden,
So wird auch treu das Glück mir sein,
In guten und in bösen Stunden
War ich mit Lust und Schmerz allein.
Jetzt wird dein liebes, stilles Walten,
Mein Morgen- und mein Abendstern,
In Haus und Herz den Frieden halten,
Der lang dem Sehnenden so fern.
Der süße Zauber deiner Nähe
Schafft mir ein gegenwärtig Glück,
Dass ich nicht in die Ferne spähe
Und nicht voraus und nicht zurück,
Dass sich das Herz mit düstrem Trauern
Nicht in vergangnen Träumen wiegt,
Wo hinter den versunknen Mauern
Manch eingeäschert Eden liegt.
Die Rosen flecht ich in die Myrten,
Und doppelt duftig wird ihr Glanz!
Da winkt dem Herzen, dem verirrten,
Der Liebe nimmer welker Kranz!
Ein ew'ger Zauber hält's gebunden,
Es kehrt zu ihm der Friede ein!
Ich hab' ein treues Herz gefunden,
So wird auch treu das Glück mir sein.
Rudolf von Gottschall
Vertrauen
"V e r t r a u e n, schönster Stein in Königskronen,
Du Mutter aller Liebe, und ihr Kind,
Du einzig Pfühl, auf dem wir sorglos schlummern,
Ich rufe dich, kehr' wieder in dies Herz!
Es gibt kein Glück, wo du den Rücken wandest,
Es gibt kein Unglück, lächelst du auf neu;
Laß kämpfen mich in deinem Spruch und Zeichen,
Und wieder wird das Leben mir zum Sieg."
Theodor Fontane
An Louise
Ach wollt' in Liedern oft dich preisen,
Du wunderstille Güte,
Wie du ein halbverwildertes Gemüte
Dir liebend hegst und heilst auf tausend süße Weisen,
Des Mannes Unruh und verworr'nem Leben
Durch Tränen lächelnd bis zum Tod ergeben.
Doch wie den Blick ich dichtend wende,
So schön in stillem Harme
Sitzt du vor mir, das Kindlein auf dem Arme,
Im blauen Auge Treue und Frieden ohne Ende,
Und alles laß ich, wenn ich dich so schaue -
Ach, wen Gott lieb hat, gab er solche Fraue!
Joseph Freiherr von Eichendorff
Stille Zeit
Die Tage rinnen leise hin ...
Ein jeder bringt ein liebes Glück
Und eine liebe Sorge mit,
Und schau ich so den Weg zurück,
Den ich mit dir gegangen bin,
Da will es mir fast bange werden
Um so viel Seligkeit auf Erden. -
Anna Ritter